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  • Sofie Woldrich

Zweimal Hoch auf die Sensibilität

Zusammen mit meinem Freund, Daniel Oswald, haben wir beide jeweils einen Beitrag verfasst, in denen wir unsere bisherigen Erfahrungen mit unserer Geschlechterrolle beschreiben. Insbesondere gehen wir dabei darauf ein, inwiefern es uns möglich war, zu uns selbst zu stehen.

Foto: Sofie Woldrich

 


Er

Mitternacht, irgendwo in der Menge auf dem Herzberg-Festival sagte sie zu mir: "Du bist kein Mann für mich!" Ich habe mich hier und jetzt von ihr getrennt und es war mir egal, wo ich penne. Als ich nicht konnte, nannte sie mich "Schlappschwanz", um meine Lust zu provozieren. Ich hatte nie ein Problem mit meiner Feminität oder Androgynität. Nein, ich war stolz auf sie und war verletzt, wenn sie abgelehnt wurde. Vielmehr habe ich versucht, meine Männlichkeit abzulehnen, was immer schwerer wurde, da ich mit dem Rasierer keine Chance gegen meine ausgeprägte männliche Körperbehaarung hatte, die dann auch abgelehnt wurde. "Du hast den Körper eines 30-Jährigen." Sie sagte, dass ich mit meiner Weiblichkeit männlicher wäre, als die meisten seien. Dafür bin ich ihr immer noch dankbar. Ich habe akzeptiert, dass ich ein Mann bin, aber ich akzeptiere nicht, was Männer sind! Ich akzeptiere nicht, dass Männer keine Gefühle zeigen dürfen, denn dafür fühlt es sich zu gut an, sich ihnen hinzugeben. Ich akzeptiere nicht, dass Männer keine Schmerzen kennen, denn ich will nicht nochmal laufen lernen müssen. Trotzdem wollte ich kein stereotypischer Mann sein, aber ich kenne nichts anderes.


Ich habe viel getan, um männlich zu sein


Aufgewachsen als Naturbursche, der den Altrhein mit dem Kanu erkundet hat, der mit 12 nach Porquerolles gepaddelt ist und abends keine Kraft in den Armen hatte, um zu essen, der das Skigebiet Crans Montana täglich 2 - 3 Mal komplett abgefahren ist, der 6 Wochen lang 1000km gelaufen ist und sich nie die Zeit genommen hat, um sich wirklich zu fragen, warum er hier ist und den 50km nächtlichen Gewaltmarsch über das eiserne Kreuz nur überstanden hat, weil er seine Schmerzen weggekifft hat. Ja, ich war hart, ich war unnachgiebig und ich habe es ihnen bewiesen, dass ich ein Mann bin, dass ich Bear Grills sein kann, aber ich war getrieben.

Ich habe Judo, Jiu-Jitsu, Kickboxen und Fechten trainiert, ich war bereit, jeden wie Kratos in der Luft zu zerfetzen, der mich und meine Lieben verletzen wollte. Ich wollte nie ein Zerstörer sein. Alles, was ich getan habe, war männlich, aber ich habe es nur getan, um männlich zu sein.

Neue Vorbilder


Hätte ich Oliver (Charakter von The Bold Type, Anm. d. Red.) früher kennengelernt, hätte ich mich schon viel früher meinem Gespür für Mode offen hingegeben.

Zum Glück habe ich so früh JD kennengelernt, der mir gezeigt hat, was es bedeutet, zu fühlen und emphatisch zu sein.

Wie auch die Weiblichkeit unterliegt Männlichkeit den Bildern, die Familie, Gesellschaft und Medien uns zeigen und vorleben und uns zeigen, was wir sind und was wir sein dürfen.

Selten wird ein Mann gezeigt, der weint, weil seine Gefühle verletzt wurden. Selten wird ein Mann gezeigt, der verletzlich oder empfindlich ist. Selten wird ein Schwuler gezeigt, der aber männlich as fuck ist. Sind wir weniger männlich, wenn wir Gefühle zeigen, verletzlich sind, Makeup tragen oder schwul sind? Sind wir weniger männlich, wenn wir nicht jede Naturgewalt bezwingen, kein noch so tödliches Risiko scheuen oder jede Bedrohung in der Luft zerfetzen?


Was bedeutet es, männlich zu sein?


Zum Glück habe ich JD kennengelernt!

Lange habe ich Männer verachtet, gegen sie und das Patriarchat gewettert und den Stimmen des Feminismus bestimmungslos zugestimmt. Letzteres werde ich weiter befürworten.

Zum Glück habe ich Sofie kennengelernt, denn sie hat mich gefragt, was für ein Mann ich denn sein möchte.

Zum Glück hat sie mir Stefanie Stahl gezeigt, die mir beibrachte, meine Gefühle wahrzunehmen und ernst zu nehmen.

Ich habe Frauen immer bewundert, sie waren mir in der Regel die liebsten Menschen. Ich habe sie für ihre Sensibilität bewundert und ihren Mut, in Kontakt mit ihren Gefühlen zu treten. Ich habe sie für ihre Kraft bewundert, sich gegen Jahrtausende des Patriarchats zu stellen und unermüdlich diese Strukturen einzureißen. Während Männer sich stoisch ihrem Schicksal ergeben und ihren versteckten Schmerz ertragen, haben Frauen die Welt Tag für Tag zu einem besseren Ort gemacht. Ich glaube, ihre Kraft liegt in ihrer Sensibilität und ihrem Mut zu ihren Gefühlen. Wir Männer können viel und natürlich alles besser als Frauen, aber wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, können wir zugeben, dass wir viel von Frauen lernen können. Ich bin gerne ein Mann, aber nicht so ein Mann.


Die Kraft der Sensibilität


Zum Glück habe ich Stefanie Stahl kennengelernt, denn sie hat mir gezeigt, dass Sensibilität mich näher zu mir bringt, mir gezeigt, dass ich so verletzt bin, dass ich vor allen Leuten in der Bahn in Tränen ausgebrochen bin und keine Scham empfunden habe, sondern nur unendliche Dankbarkeit.

Sie hat mir gezeigt, dass meine Sensibilität wichtig ist.

Sie ist wichtig, damit ich mich verstehe.

Sie ist wichtig, dass ich mich, meine Gefühle und mein Befinden wahrnehmen kann.

Sie ist wichtig, dass ich Grenzen setzen kann und mich beschützen kann.

Sie ist überlebenswichtig, denn ich wäre nicht mehr hier, wenn es nicht Stefanie Stahl und Sofie gegeben hätte.

Es ist die Sensibilität, mit der wir mit unseren Gefühlen in Kontakt treten können und ich meine nicht nur die großen wie Wut, Hass, Liebe und Depression. Mit ihr spüren wir die kleinen Gefühle. Diese Signale werden von der Männlichkeit kategorisch verdammt und es wird von uns verlangt, sie zu verdrängen. Es ist uns erlaubt, diese Gefühle mit Alkohol, Drogen, Kampf, Sex und Sport zu ersticken, bis wir nicht mehr können.


Ich konnte nicht mehr


Ich konnte nicht mehr und ich will auch nicht mehr.

Ich möchte mich meiner Sensibilität hingeben, denn ohne sie wäre ich nicht mehr hier.

Auch wenn wir Männer alles können, besser können und vor allem besser können müssen, sonst sind wir ja weniger männlich, macht uns das krank. Es verbietet uns, wir selbst zu sein!

Ich will das nicht mehr, ich will sein, was auch immer ich bin und vor allem will ich nicht sein, um männlich zu sein. ​

Aber ich bin gerne ein Mann! Ich pinkle gerne meinen Namen in den Schnee! Ich fühle mich stark, wenn ich das Kanu vom Dach lupfe! Männer können viel, aber sie dürfen nicht sein.

Ich möchte ein Mann sein, aber nicht so ein Mann. Ich glaube, in der Männlichkeit finde ich keine Antwort. Ich glaube, ich finde sie in der Weiblichkeit! Ich will mir die Weiblichkeit zu eigen machen und für mich transformieren, um der Mann zu werden, der ich wirklich sein will. Wer oder was das ist, kann ich nicht sagen, ich will es auch gar nicht wissen.

Ich freue mich darauf, meine neue Männlichkeit zu entdecken und SIE werden mich darum beneiden.

Daniel Dagobert Oswald





















 


Sie


​Mit kaum einem anderen Wort konnte man mich so verletzen, wie mit „Zicke“. Die einzige

Steigerung: „Hast du deine Tage?“

Es steht dafür, mich gegen etwas zu wehren und nicht ernst genommen zu werden.

Also tat ich alles, was ich mit 17 wusste, um nicht als Zicke gesehen zu werden. Ich hörte auf,

mich zu wehren. Interessant ist hier im Nachhinein, wie selbstverständlich Menschen dies zu

Frauen sagen und wie groß der Protest ist, sagt man dies zu einem Mann. „Männer können keine Zicke sein“, hörte ich in den meisten Fällen, wenn ich es doch sagte. Wenn Männer für die Offenbarung ihrer Gefühle verurteilt werden, nennt man sie „Mädchen“ oder „Unmännlich“.


Du bist ja schließlich ein Mädchen


„Natürlich machen wir uns um dich mehr Sorgen, als um deinen Bruder, wenn du nachts

unterwegs bist, du bist ja auch eine Frau.“ „Wenn du so hohe Schuhe anziehst, darfst du dich

nicht wundern, wenn Männer dir hinterher glotzen.“ „Mach dir nichts draus, dass du so schnell heulst, du bist ja schließlich eine Frau.“ Frauen sind schwach, zu sensibel und können sich nicht wehren. „Willst du wirklich nicht als Prinzessin an Fasching gehen?“

Nein, wollte ich nicht.

Ich ging als Hexe Hukla, die nach Frankreich verweht wurde, dort eine Freundin fand, durch die sie Französisch lernte und dann alleine wieder nach Hause gefunden hat. Ich ging als Piratin mit gestreifter Hose und Säbel. Ich ging als Jedi, die mit ihrem echt leuchtenden Laserschwert gegen die Hexen kämpfte.

Es war für meinen Bruder und mich ebenso normal, mit Barbie wie mit Actionfiguren zu spielen. Wir haben uns spielerisch geprügelt und mit rosa Tüll verkleidet. Meine Kindheitshelden waren nicht Dornröschen, Schneewittchen oder Rotkäppchen. Märchen,

wo die Frau auf den rettenden Ritter wartet, fand ich langweilig. Meine Vorbilder waren George von den Fünf Freunden, Sprotte von den Wilden Hühnern oder Ponny Hütchen von Emil und den Detektiven.


Keine Partykleider


Ich will beides sein - weiblich und stark.

Nur, dass sich mit der Zeit immer mehr herausstellte, dass das gar nicht so einfach ist.

Ich erinnere mich daran, wie ich mit 8 mal auf einen Baum klettern wollte und das nicht ging, da ich ein Kleid anhatte. Daraufhin trug ich zwei Jahre lang ausschließlich Hosen. Es konnte ja sein, dass ich mal wieder auf einen Baum klettern will.

Mit 14 begann ich einen Tanzkurs. Zweimal wöchentlich traf ich mich mit meiner damals besten Freundin in der Tanzschule - einmal für den Kurs und einmal für die Party am Samstagabend. Dies war der Ort, an dem ich vom Kind zur Jugendlichen wurde. Dort fand ich erste Partys, erste Erfahrungen mit Alkohol, erste Flirts, meinen ersten Kuss und meinen ersten Freund. Doch im Gegensatz zu meiner besten Freundin trug ich keine knallengen Miniröcke und weite Ausschnitte. Immerhin trug ich wieder Röcke. Geblümte Vintage-Röcke, Röcke aus Tüll oder gepunktete Tellerröcke, um die mich einige Mädchen beneideten.

Ich wartete nicht darauf, dass die Jungs zu mir kamen, weil ich ihnen verführerische Blicke

zuwarf, sondern stand auf und fragte sie selbst, ob sie mit mir tanzen wollen. Ich setzte nicht

darauf, meine Brust rauszustrecken und zu kichern, sobald ein Junge auf mich aufmerksam

wurde. Ich setzte darauf, jemand zu sein, mit der man lachen kann, die sich für Menschen

interessierte, darauf Individualität zu leben. Leider, so teilte mir eine Mädchen-Zeitschrift mit und bestätigte meine Ahnung, war ich für Jungs so nur der „Kumpel-Typ“. Und mein Lachen, ergänzte meine beste Freundin als gut gemeinten Ratschlag, sei viel zu laut.

In meinem Tagebuch findet sich eine Seite, auf der ich mir Gesten und Styles überlegt hatte, die dies ändern sollten. Da steht dann so etwas wie „grauer Minirock und Pailettentop, mit Wimpern klimpern und leicht lächeln“ oder „High Heels, pinkes Glitzerkleid und durch die Haare streichen“. Zum Glück habe ich das nicht weiterverfolgt, sondern erkannte vorher, dass ich nicht mit Menschen befreundet sein will, die mir sagen, dass andere Menschen, die nett zu mir sind, nur nett zu mir sind, weil sie Mitleid haben.


Punk und Jungsfreundschaften


Nach der Zeit der Tanzschule kam ich in eine Gruppe Punks und Emos, mit denen ich mich

regelmäßig traf. Ich lernte, meine Weiblichkeit auf meine eigene Weise zu betonen und dafür Anerkennung zu erhalten. Doch ich lernte auch, wie verletzlich ich dadurch wurde. Sobald ich die Anerkennung annahm und mich dem Jungen öffnete, wurde ich zurückgewiesen. Ich fürchtete ich mich davor, mich Gefühlen hinzugeben. Ich fürchtete mich davor, mich verletzlich zu machen.

Zeitgleich war ich tatsächlich mehr mit Jungs befreundet.

Immer wieder prügelte ich mich spielerisch mit diesen, nutzte dreckige Sprüche und legte alles daran, ebenso unkompliziert zu wirken wie sie. Mich als Gamerin auszugeben war mein knallenger Minirock. Und viele Jungs warteten geduldig alle zwei bis drei Minuten darauf, dass mein Charakter wiederbelebt wurde. Ich gab mich als Mädchen aus, das die gleichen Interessen wie Jungs hatte und fühlte mich damit sehr wohl. Cream on top war, wenn ich hinzufügte, dass ich bi war.

Überraschend sexy


Meine ersten sexuellen Erfahrungen mit Frauen waren es, die mir halfen, mich auf eine neue Weise auf meine Weiblichkeit einzulassen. Ich begann zu verstehen, was meinen weiblichen Körper ausmacht. Ich verstand nun nicht mehr nur, wie ich meine Reize einsetzen konnte, sondern auch, warum diese ein Teil unserer Schönheit sind. Wie überraschend unabstoßend es war, weiblich zu sein.

Ich hatte andere Mädchen zuvor als zickig und unselbstständig verurteilt. Ich projizierte

Eigenschaften, die ich an mir nicht sehen wollte auf mein Geschlecht. An alle Frauen: Es tut mir leid, dass ich euch Schwestern unterschätzt habe.


Die Frau im Haus


Mit dem Auszug Anfang 20 musste ich plötzlich Verantwortung für mich übernehmen und merkte: Ich kann das. Ich bin nicht abhängig davon, von einem Mann gesehen zu werden. Die ersten zwei Jahre lebte ich in einer Beziehung, in der ich den Haushalt allein machte, doch war es auch ich, die das Geld verdiente. Ich habe aus der Beziehung nicht nur gelernt, dass ich einen Mann an meiner Seite möchte, mit dem ich auf einer Ebene bin, sondern auch, dass ich stärker als Männer sein kann. Dass es nicht darum geht, ob man Mann oder Frau ist, sondern dass es darum geht, wie viel Verantwortung man übernehmen will.

Ich habe gelernt, dass dazu, Verantwortung zu übernehmen, gehört, sich mit sich selbst

auseinander zu setzen. Und seien wir ehrlich - Oft gelingt uns Frauen das früher, als Männern. Es liegt an uns selbst - Männern wie Frauen - herauszufinden, was wir brauchen. Und dann dafür einzustehen. „Gebraucht zu werden“ als Handlungsmotivation führt nicht zu Akten der bedingungslosen Fürsorge, sondern zu einem egoistischen Handeln, um Anerkennung zu erhalten. Denn Menschen brauchen andere Menschen, ja. Aber nicht weil andere Menschen für sie handeln, sondern weil sie sich einander wahrnehmen.


Wie wir einander brauchen


Bezüglich Partnerschaft stand nun nicht mehr das Bild eines Mädchens, das von den Jungen

bewundert wird und das sich ihre Aufmerksamkeit erkämpft im Zentrum. Mädchen zu sein, hieß auch nicht weiter, Jungen neben all den anderen Mädchen den Jungen das Gefühl geben zu müssen, ihn zu brauchen. Auch wenn es noch ein paar Jahre dauerte, bis ich lernte, das zu leben, verband ich mit Partnerschaft nun vielmehr eine gleichwertige Beziehung, in der beide Partner sich im Alltag unterstützen. Eine, bei der ich nicht ständig perfekt geschminkt sein musste, sondern auch mal den ganzen Tag im Bademantel verbringen konnte und am nächsten Tag so unsexy Dinge tat wie Biomüll wegbringen. Nach und nach verstand ich, was Weiblichkeit für mich bedeutete und was ich damit verband, Gesichtsmasken zu machen, RomComs zu gucken und Frauenzeitschriften durchzublättern. Ich ermöglichte es mir, zu entspannen und Gefühle auf eine leichte Weise zu betrachten. Ich erkor rosa als meine Lieblingsfarbe, rannte nicht mehr zum Friseur, sobald meine Haare länger als schulterlang waren und traf mich immer mehr mit Freundinnen statt mit Freunden. Selbst das Blond mochte ich inzwischen.

Ich fing an, mich wohl zu fühlen in Kleinen Schwarzen, Etui-Kleidern und Hosenanzügen. Ich fing an, meine Sneaker und Dr. Martens mit Pumps zu ersetzen und diese Seite an mir zu lieben. Bei jeder einzelnen meiner Beziehungen, war zumindest ein Teilgrund, warum die Beziehung nicht hielt, dass ich zu „intensiv“ sei. Stets meine Gefühle zu zeigen und das auch von meinem Gegenüber zu erwarten, sei einfach ein bisschen anstrengend und seltsam. Ich war immer jemand, die sehr tief gefühlt hat und darüber auch reden wollte. Damit meine ich nicht nur die Zuneigung gegenüber anderen, sondern alles. Kleine und große Gefühle. Meine ganze Welt dreht sich um Gefühle. Doch wir alle haben Angst vor „zu starken“ Gefühlen, bis uns klar wird, dass zu fühlen uns nicht von uns weg, sondern zu uns hinführt. Erst wenn wir uns trauen, unsere Gefühle ernst zu nehmen, können wir entscheiden, ob wir nach ihnen handeln wollen. Davor passieren die meisten Dinge unbewusst und selbstläufig.

Jemand, der meine Stärke liebt


Erst mit dem Menschen, der jetzt an meiner Seite ist, wurde mir klar, dass starke Gefühle keine Gründe sind, mich klein zu machen und dass, auch wenn ich manche Menschen damit

verschreckt habe, sich andere genau danach sehnen.

Und als er mich „stark“ und „mutig“ nannte, wurde mir klar, wie wenige Männer diese

Eigenschaften bei mir gesehen hatten und nicht aus Angst davon gelaufen waren.

Wie oft Gefühle zu zeigen als Schwäche interpretiert wird.

Ich habe angefangen, gesehen zu werden, als das, was ich bin.

Eine Frau, ja, aber noch so viel mehr. Ich hatte immer Angst, schwach, hilflos zu sein. Und wurde es durch genau diese Angst.

Weiblichkeit und Stärke widersprechen sich nicht. Stark zu sein bedeutet, nicht wie ich lange

dachte, mich nicht verletzen zu lassen oder keine Probleme zu haben. Das, was alles änderte,

war, anzuerkennen, dass ich verletzt wurde und anzufangen, mich zu wehren. Auch wenn dies bedeutete, Menschen zu verlieren. Wenn wir von Sensibilität reden, sollten wir uns fragen:

Was gibt es mutigeres, als sich verletzlich zu zeigen? Was gibt es stärkeres, als zu sich, seiner Geschichte und seinen Gefühle zu stehen?


Sofie Woldrich


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